* Gefällt Dir diese Homepage oder meinst Du es besser zu können? Erstelle deine eigene kostenlose Homepage jetzt! *

Filmbeispiel: Final Fantasy - Die Mächte in dir

Die Vorlage des Films bildet die inzwischen elfteilige Computerspielsequel "Final Fantasy", die seit langem Marktführer der interaktiven Rollenspiele ist.

Der erste Teil der Serie kam im Jahr 1987 auf den Markt und avancierte zu einem der beliebtesten Spiele in seinem Genre.

Jeder Teil der Serie ist als unabhängiges Spiel in Szene gesetzt - mit neuen Figuren und Storylines, die eine eigenständige Geschichte erzählen.

Der Film schreibt die Spiele-Sequels, von der weltweit insgesamt mehr als 33 Millionen Einheiten verkauft wurden, auf der Leinwand fort.
Jeder Teil der "Final Fantasy"-Spielserie untermauert seinen meist einfachen Plot mit "großen" Themen wie Liebe, Freundschaft, Träumen, epischen Abenteuern, Leben und Tod - und all das mit spirituellem Hintergrund.

Der Film bewegt sich auf dem gleichen Terrain und erzählt eine Fantasy-Geschichte um Leben und Tod. Er baut dabei auf keine Geschichte aus den unterschiedlichen Versionen der "Final Fantasy"-Spiele auf, sondern präsentiert, wie jeder Teil der Spiele-Sequel, eine neue Geschichte mit einem neuen Figuren-Ensemble.

Die Hauptperson im Film ist die Wissenschaftlerin und Ärztin Aki Ross, die mit Hilfe ihres Mentors Dr. Sid und einer militärischen Eliteeinheit versucht, Menschheit und Erde vor der endgültigen Zerstörung durch Invasoren aus dem All zu schützen.

Das gleiche Ziel verfolgt auch General Hein, der allerdings Aki und Dr. Sid auf Grund ihrer esoterischen Rettungsmethode für Verräter hält. Hein setzt gegen die friedlich-naive Esoterik auf Gewalt in Form einer orbitalen Riesenkanone und macht sich mit allen Mitteln für deren Einsatz gegen das krebsgeschwürartig wuchernde Alien-Nest stark.

Dass dies jedoch fatale Folgen für die sowieso schon durch Verwüstungen gezeichnete Erde hat, ahnt nur Dr. Sid.

Doch seine Warnungen werden ignoriert.

Schlimmer noch: Hein will das Team um Aki Ross am liebsten beseitigt wissen.

Es beginnt - wie man erwarten kann - ein Wettlauf um Leben und Tod und die Rettung der Welt.
"Final Fantasy - Die Mächte in dir" ist von den beiden hier exemplarisch besprochenen Filmen der technisch außergewöhnlichere: Es ist ein Kinofilm in voller Spielfilmlänge, der ausschließlich mit computergenerierten Bildern arbeitet.

Er ist so nicht nur als Medienwechsel eines Computerspiels auf die Kinoleinwand interessant, der Film ist im Zusammenhang des Projekts deshalb von besonderem Interesse, da er zwei Besonderheiten aufweist. Es ist der erste Film in der Geschichte des Kinos, der versucht, mit Hilfe des Computers photorealistische "menschliche" Schauspieler zu kreieren.

Und: Der virtuelle Star des Films ist ein weiblicher Charakter.

Aki, die Protagonistin der Geschichte, wurde - wie alle anderen Figuren auch - komplett im Computer geschaffen.

Seitdem hat Aki ein Eigenleben entwickelt, zu dem sogar eine Fotostrecke in einer Ausgabe des Männermagazins "Maxim" und der Auftritt in der "IT"-Ausgabe von "Entertainment Weekly" gehören. Außerdem ist auf der amerikanischen DVD ein Making-of zu sehen, in der sie und andere virtuelle Schauspieler des Films in Drehpausen mit den (realen) Technikern am Set sitzen, Pausemachen, Kaffe trinken und die Zeit totschlagen.
"Final Fantasy" zeigt virtuelle Welten, die in ihrem Photorealismus wohl in Spielen und auf der Leinwand bisher keine Entsprechung finden.

Jedoch bleibt die Künstlichkeit der Bilder, ihre Herkunft aus dem Computer immer sichtbar.

Einen Großteil seiner Spannung bezieht der Film allerdings gerade aus dieser "Unzulänglichkeit": Die Schaulust der Zuschauer sucht in den Bildern des Films immer wieder nach der perfekten Illusion von Realität.

An einigen wenigen Stellen löst der Film dieses Verlangen nach der ununterscheidbaren Täuschung des Realitätseindrucks auch durchaus (fast) ein.

Ununterscheidbarkeit: die fast perfekte Täuschung

Der Film arbeitet auf verschiedenen Ebenen, um dies zu erreichen.

Zunächst einmal folgen Geschichte und Figurenkonstellationen gewissen stereotypen Merkmalen des Hollywoodfilms.

Auf der Ebene der Dramaturgie nutzt "Final Fantasy" konventionalisierte Kino-Momente um den Realismus des Films zu stützen - Gut und Böse sind durch die Ausstattung der Figuren sofort zu erkennen, es gibt bekannt anmutende Actionszenen und exotische Schauplätze, Science-Fiction-Mythen und schließlich eine Liebesgeschichte.

Stereotypen: der Böse General; die Truppe

Die Gruppe virtueller Schauspieler um die zarte Wissenschaftlerin Aki setzt sich aus dem bekannten Personal der Weltrettungsfilme Hollywoods zusammen: Der ehemalige Beziehungspartner, der trottelige Sprücheklopfer, der bullige aber freundliche Ich-hau-dich-hier-raus-Typ und der spröde, kämpferische, aber herzensgute weibliche Gegenpart zur Hauptfigur. Dazu gesellt sich der weise, alternde Wissenschaftler, dem ein verblendet-brutaler General gegenüber gestellt wird, der die Katastrophe ins Rollen bringt.

Diese bekannten Figurenkonstellation, die Haltungen und Handlungen der virtuellen Charaktere, die alle leicht voraussehbar sind, erfüllen in ihrer Stereotypie die Funktion eines ersten Realitätseffektes.

Wie "Armageddon" oder "Independence Day" spult das Drehbuch hier einen gewissen akzeptierten Formenkanon ab, der durch den Hollywoodfilm bekannt und erprobt ist, so dass die errechneten Szenerien des Computers als berechnend auf Wiedererkennung angelegt beschrieben werden können. Auch wenn die Bilder immer synthetisch bleiben, evoziert die Dramaturgie des Films so einen Realitätseffekt, der auf Konventionen des Science-Fiction-Kinos rekurriert.

Durch die Fast-Perfektion der virtuellen Schauspieler vergisst man so zuweilen, dass hier keine Menschen, sondern lediglich Algorithmen agieren.
Auch auf der Ebene der Bilder lässt sich diese Strategie aufzeigen.

Zunächst einmal werden in "Final Fantasy" Bilder eingesetzt, die Photorealismus evozieren, indem sie die physikalischen Voraussetzungen und Besonderheiten des photographischen Bildes simulieren. Deutlich zeigt sich das beispielsweise in dem Einsatz von Tiefenschärfe in den Bildern des Films.

Diese für den photographischen Apparat charakteristische Eigenschaft des Bildaufbaus wird in den synthetischen Bilder des Computer nachgeahmt. So ist in einer Szene auf der Krankenstation die Protagonisten Aki auf einer Pritsche liegend im Bildvordergrund zu sehen, der "scharf gestellt" ist, während die männliche Hauptperson im Bildhintergrund nur verschwommen zu erkennen ist.

Erst als diese ihre Hand zu Aki schiebt, wird auch der Bildhintergrund "scharf gestellt". Diese dem fotographischen Film eigene Ausdrucksweise, die über das spezielle ihrer Technik so bestimmte Orte im Raum herausheben und andere "verschwinden" lassen kann, wird hier als Realitätseffekt eingesetzt. Realismus bedeutet hier demnach ganz deutlich eine Darstellungsweise, die sich den Konventionen des Photographischen bedient oder diese nachahmt.

Tiefenschärfe

Besonders eindrücklich lässt sich der Rückgriff auf filmische Darstellungskonventionen zur Stützung des Realitätseffekts auch an der wieder aufflammenden Liebesgeschichte zwischen der Protagonistin Aki und ihrem ehemaligen Liebhaber aufzeigen.

Gegen Ende des Films kommt es zu einer Kussszene zwischen den beiden, die neben der Frage, ob virtuelle Stars überhaupt fähig sind, Liebesszenen zu spielen, vor allem einen Eindruck hinterlässt: Das Kino der 50er Jahre ist zurück, die scheuen Küsse der Schauspieler, Lippen, die sich vor der Kamera nur streifen dürfen und eine Kamera, die nach einer kurzen Fahrt um das Paar herum einen verschämten Schwenk zum Fenster hin unternimmt.

Den virtuellen Schauspielern in diesem Zusammenahng - wie es einige Rezensenten tun - Gefühlskälte und Eindimensionalität im Ausdruck vorzuwerfen, scheint verfehlt.

Es sind vielmehr die Konventionen eines Kinos der Schamhaftigkeit, wie es im Hollywood der Nachkriegsjahre oder der frühen neunziger Jahre in den Zeiten von AIDS die Regel war, das hier reproduziert wird.

In jeder Hinsicht zeigt der Film hier also ein Begehren, das virtuell bleiben muss.

die Liebesszene der Kuss virtuelles Begehren

Ein weiterer Realitätseffekt lässt sich an der Hauptdarstellerin selbst aufweisen.

Im Gegensatz zu der Filmfigur Lara Croft ist sie in gewisser Hinsicht keine auffällig künstliche weibliche Figur.

 

Sie ist keine Ikone mit ausgestellten Brüsten, Wespentaille und breiten Hüften.

Insgesamt scheint ihre Erscheinung als Idealtypus "Kindfrau" angelegt - direkt aus einem Werbephoto entsprungen.

Sie repräsentiert den goldenen Schnitt der bekannter Fotomodels: Ihr Körper ist schmal gebaut, auch Lippen und Nase sind ebenso schmal wie ihr ganzes Gesicht.

Ihre Brüste sind im Vergleich zu denen Lara Crofts eher klein.

Aki ist wie Lara zwar Wissenschaftlerin, vertritt aber einen ganz anderen Typ Frau: Sie kleidet sich nicht offensiv, ihre weiblichen Formen betonend, sondern eher zurückhaltend elegant, fast langweilig.

Sie trägt in einer Szene beispielsweise ein graues Kostüm im Business-Style, indem zwar ihre langen dünnen Beine zur Geltung kommen, dass ansonsten ihren Körper allerdings fast entsexualisiert

Sie wirkt kindlich: Makellos, unauffällig und doch schön, geheimnisvoll, passiv in der Kleidung, aber doch selbstbewusst und erfolgreich.

Sie ist in ihrer Konzeption als die perfekte Verkörperung dieses kindlichen Frauentyps zwar ebenso hochgradig künstlich wie Lara Croft, repräsentiert aber etwas, was man vorsichtig mit dem Eindruck von "Natürlichkeit" beschreiben kann.

Im Gegensatz zu dem Phänotyp Lara Crofts, der die Künstlichkeit der Körperformen offensiv ausstellt, fungiert Akis inszenierte Natürlichkeit auf diese Weise als Realitätseffekt.

In einer durch und durch synthetischen Umgebung ist die Figur der Aki ebenfalls daraufhin konzipiert, die Illusion des Realitätseindrucks zu stützen.

Der Film will vergessen machen, dass er seine Geschichte ausschließlich in computergenerierten Bildern erzählt.

Natürlichkeit: Mund Augen